Zu viele Schwarze Schwäne sollten stutzig machen. Im Risikomanagement gibt es den Begriff des Schwarzen Schwans: Ein gänzlich unerwartetes Ereignis, mit dem niemand gerechnet hat. Nach dieser Definition sind Schwarze Schwäne eher Einzelgänger. Merkwürdig wird es dann, wenn sie in Scharen auftreten…
Schwarze Schwäne und weiße Raben
Das Bild vom Schwarzen Schwan als gänzlich unerwartetes Ereignis geht auf den Satiriker Juvenal zurück. Schwarze Schwäne waren damals in Europa völlig unbekannt und fanden in Sprichwörtern alternierend auch mit „weißen Raben“ Verwendung.
Das Lachen verging, als in Westaustralien im Jahre 1697 tatsächlich schwarze Schwäne gesichtet wurden. Zuerst wurde diese Tiere negiert und dann als eigene Art beschrieben. Aber letztlich musste man einsehen, das etwas eingetreten war, mit dem niemand hat rechnen können. Die Entdeckung hat zur damaligen Zeit im englischen Königreich große Wellen geschlagen. Und so wurde die Redeweise in der englischen Sprache zur Metapher eines zwar unwahrscheinlichen, aber möglichen Ereignisses mit schwerwiegenden Konsequenzen.
Junge, globale und lokale Schwarze Schwäne
Die jüngsten Schwarzen Schwäne der Weltgeschichte waren z.B. die Attentate des 11.Septembers 2001, die Finanzkrise von 2008 oder auch der Kometeneinschlag von Tscheljabinsk 2013. Aber auch die Erfindung des Penicillins oder die Entdeckung Amerikas sind nach dieser Definition als Schwarze Schwäne zu bewerten.
Es gibt aber nicht nur die globalen Schwarzen Schwäne, sondern durchaus auch unvorhersehbare Ereignisse in Organisationen, Projekten und im Privatleben.
Der Herzinfarkt des 46jährigen Familienoberhaupts beim Angeln ist für dessen Familie mit Sicherheit ein Schwarzer Schwan – allerdings nicht für die Rettungskräfte. Oder ein Projekt muss abgebrochen werden, weil ein Kleinflugzeug in das Verwaltungsgebäude stürzt. Wir wissen zwar, dass so etwas möglich ist, es macht aber wenig Sinn, im Risikomanagement in so einer Sache proaktiv tätig zu werden, maximal im Rahmen von Notfallmaßnahmen. Ja, okay – der Verantwortliche eines Kernkraftwerks widerspricht jetzt heftig.
Nicht alle Schwarzen Schwäne sind auch wirklich schwarz
Letztlich kann ein Schwarzer Schwan nur entstehen, wenn wir der Illusion erliegen, alle gegenwärtigen Ereignisse zu verstehen und unter Kontrolle zu haben. Im Umkehrschluss kann das aber auch bedeuten, dass wir uns gar keine Mühe mehr machen, um ansatzweise ein Verständnis für Ungewissheit und Unsicherheit zu entwickeln.
Dann entstehen viele Probleme. Viele Probleme, weil die Risiken vorher nicht richtig betrachtet wurden. Merken wir uns: Ein Problem war früher – als es noch jung , klein und niedlich war – ein Risiko. Es wurde zum Problem, weil sich niemand um das Risiko gekümmert hat.
Das ist im Kern der Gedanke von Risikomanagement. Manchmal klingt es aber viel besser zu behaupten, man sei reihenweise in Schwarze Schwäne gelaufen als zuzugeben, dass man risikoignorant war.
Schwarze Schwäne sind Einzelgänger
Sie sind selten, sie haben gravierende Auswirkungen und für Ihr Auftreten muss sich kein Risikomanager schämen. Man kann sie nur im Rahmen von pauschalen Notfallbudgets lindern – grau machen sozusagen – aber ausschließen geht nicht.
Die Lehre ist vielleicht die:
Es gibt sie und es kann auch die sicherste Planung aus den Angeln heben
Sobald wir ihnen aber andauernd begegnen ist was faul im eigenen Risikomanagement. Dann sind das nur umlackierte Pechvögel. Immerhin: Die sind auch schwarz…
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Hier werden vermeintliche Schwarze Schwäne aufs Korn genommen, die der Unwissenheit von Prozentrechnung, Eintrittswahrscheinlichkeit und Heuristiken entspringen.
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Weiterführende & interessante Links
10 Punkte für bessere Meetings
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Quellen & Inspirationen
RIO TINTO: Black Swan Events Popular misconceptions
Letzte Aktualisierung: 11. Februar 2022 / Copyright Gita GmbH / PMI, PMP und PMI-ACP sind eingetragene Warenzeichen des Project Management Institute, PMI (www.pmi.org) / WTIN: M1009