Die Dreipunktschätzung – Klassiker mit Imageproblemen

Das Thema Dreipunktschätzung, anders ausgedrückt: Aufwandsschätzung, ist so alt wie Projektmanagement – und wahrscheinlich noch älter. Schon immer wollen Auftraggeber wissen, wann das Produkt fertig ist und wie viel es kostet. Egal ob Pyramide oder Digitalkamera.

Wer die zu erstellende Arbeit in Arbeitspakete (oder sogar Aktivitäten) zerlegt hat kennt das Problem der sich summierenden Puffer bei Einzelwertschätzungen. Wenn jede Ebene ein kleines bisschen Puffer addiert, kommt am Ende ein gigantisches Polster zustande. Dann gibt es wieder „20% auf alles“ und die Schätzungen bewegen sich sehr schnell im freien Spiel der Verhandlung – frei von irgendwelchen substanziellen Gründen.

Ein Ausweg aus diesem Problem kann die Dreipunktschätzung darstellen. Allerdings kommt es auch sehr oft zu Missverständnissen, weil die Schätzer befürchten, dass immer die optimistischen Werte gezogen werden.

Mit diesem Artikel möchten wir nochmals das Verfahren in Erinnerung rufen und Ihnen auch eine einfache Excelkalkulation zur Verfügung stellen, mit der Sie diese Aufwandsschätzung selbst durchführen können.

Grundprinzip der Dreipunktschätzung

 

Kurze Erinnerungshilfe

  1. Je drei Werte pro Arbeitspaket schätzen:
    • optimistisch (o),
    • pessimistisch (p) (aber nicht Weltuntergangs-Worst-Case-Szenario-pessimistisch) und
    • wahrscheinlich (w) (englisch: most likely).
  2. Mittelwert ermitteln
    • arithmetisch (o+w+p)/3 oder
    • gewichtet (PERT): (o+4w+p)/6
  3. PERT-Mittelwert ist Scheitelpunkt einer Normalverteilungskurve, d.h. diesen Wert werden wir zu 50% Wahrscheinlichkeit halten.
  4. Über Standardabweichungen (ungefähr (p-o)/6) können wir Werte mit höherer Wahrscheinlichkeit finden: +1 Standardabweichung = 84%
  5. Aufaddieren von Standardabweichungen von mehreren Arbeitspaketen:
    • Die einzelnen Standardabweichungen ins Quadrat (= Varianz)
    • Varianzen addieren.
    • Aus der Summe die Wurzel ziehen.
  • Die Dreipunktschätzung dient als Grundlage für Simulationen.
    • Simulation liefert genauere Informationen über die Eintrittswahrscheinlichkeiten der Schätzwerte.
    • Im Beispiel liegen simulierte und errechnete Werte dicht beieinander.

 

Die Dreipunktschätzung praktisch
– ein Beispiel in Excel

Die beste Theorie ist nichts wert, wenn man das nicht auch einmal praktisch probieren kann.
Nehmen Sie ein Projekt/Vorhaben/Aufgabe, das kurzfristig ansteht. Führen Sie doch einmal für dieses „Vorhaben“ eine Dreipunktschätzung durch. Und verwenden zum Beispiel hierzu das Excel, das Sie nachfolgend herunterladen können.

Bedenken Sie bei Ihren Schätzversuchen, dass o-w-p den Rahmen einer akzeptablen Durchführung darstellen. Bitte bei „p“ nicht ein worst-case Szenario beschreiben. Denken Sie einfach an eine Fahrt mit dem Auto zu Ihrem Arbeitsplatz. Auch da gibt es eine Dreipunktschätzung…

Klicken Sie hier, um das Excel runterzuladen

 

Ein paar Fragen zur Reflexion

  • Wenn Sie nun die Dreipunktschätzung gemacht haben, legen Sie doch diese einmal einem „Genehmiger“ vor (auch wenn es nur ein Gedankenspiel ist).
  • Wie gehen Sie mit Einwänden um?
  • Wie wäre Ihre Argumentationslinie, wenn sich der Genehmiger nur die optimistische Summe aussucht?
  • Was würden Sie tun um zu vermeiden, den pessimistischen Wert als übervorsichtig gestrichen zu bekommen?
  • Wie könnten Sie die drei Werte und die statistische Aussage so „verkaufen“, dass da keine Scheingenauigkeit entsteht?

 

Podcast zum Thema Dreipunktschätzung

Bei der Anwendung der Dreipunktschätzung ist quasi schon das Risikomanagement integriert. Oder nicht? Das ist hier die Frage…

Weiterführende Links zum Thema:

So werden Sie PMP – Der Leitartikel rund um das PMP-Examen
Online Schulung zum „Risiko-Profi“ und die ideale Vorbereitung auf die PMI-RMP-Prüfung
Projektfortschritt berichten: Wie weit ist es noch?

 

 

Letzte Aktualisierung: 11. Februar 2022 / Copyright Gita GmbH / PMI, PMP und PMI-ACP sind eingetragene Warenzeichen des Project Management Institute, PMI (www.pmi.org) / WTIN: M1062

1 Kommentar zu „Die Dreipunktschätzung – Klassiker mit Imageproblemen“

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