KI im Projektgeschäft – ein Erstversuch

Erste Schritte mit einer KI – Was kann sie für den Projektstart generieren?

Eigene An- und Einsichten von Thomas Wuttke, von Hand geschrieben

Nett

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen mit KI geht, aber meine ersten Gehversuche mit dem Ende 2022 eröffneten OpenAI-Konto waren – nett. Da, da konnte ich die KI bitten, einen fiktiven Blogbeitrag über unseren Wohnort zu schreiben, der jenseits der Wikipedia
Fakten ziemlich abenteuerlich zusammen konstruiert wurde. Nett. Mehr aber auch nicht.

Das Gleiche mit DALL-E-Bildern. Grundsätzlich eine super Sache. Was dann aber rauskam, war doch eher stark gewöhnungsbedürftig. Oder um es höflich zu sagen – nett. Ein paar Variationen und meine Credits waren aufgebraucht und beim nächsten Versuch war das System busy und außerdem hatte ich anderes zu tun.

Die KI meint, dass sei ich. Nett. Danke ;-)
Die KI meint, dass sei ich. Nett. Danke 😉

Warum die Aufregung?

Und so verging die Zeit. Inzwischen ist Ende 2023, ein Jahr verging, ich war in keinem KI-Projekt involviert. Ich war in diesem Jahr interessierter Laie. Mehr nicht. Angeblich soll die KI die Welt verändern – ich verstehe aber nur bruchstückhaft, wie das gehen könnte. Okay – ich bin höflich zu mir selbst: Ich verstand es nicht.

300.000 Dollar?

Zwischendurch ein paar Bildversuche, die aber auch nicht besser wurden, im Gegensatz zum Microsoft oder NVIDIA Aktienkurs. Im heißen August 2023 hörte ich dann von einer Stellenausschreibung, wo eine Marketingagentur angeblich über 300.000 US-Dollar für einen KI-Prompter bieten würde. 300K$? Um ChatGPT zu bedienen? Nicht, dass ich mich bewerben wollte, aber irgendwas löste diese Meldung in mir aus. Das „Prompting“ scheint jemandem viel Geld wert zu sein und ist offensichtlich nicht ganz so einfach, wie es aussieht. Und ja, wer mit Google suchen kann, kann noch lange nicht prompten. Das ist nicht das Gleiche...

Eine Gitarre hat auch nur fünf Saiten. Aber wer C-Dur und E-Dur greifen kann, ist noch lange kein Mark Knopfler und kann Sultans of Swing performen. Ist ChatGPT nur nett oder ich zu doof? Also Schulung nehmen, lesen, probieren, prompten und wieder von vorne und wieder von vorne. Vom Free-Account bei OpenAI zum Paid-Account. Und nochmal. Und tatsächlich. Aus nett wird sehr nett, brutal nett. Die Bilder werden besser. ChaptGPT zeigt auf einmal ganz andere Seiten (nicht Saiten).

Nun aber konkret, KI im Projektmanagement

Wenn die KI angeblich auch Programmieren und Arztbriefe schreiben kann, sollte das System auch in der Lage sein, einfache Projektstart-Artefakte zu erstellen. Hierzu habe ich eine Projektskizze erstellt, die ganz unten in diesem Beitrag zu finden ist.

Die Projektskizze ist völlig fiktiv, wenn auch durch reichlich Erfahrung inspiriert, schließlich war ich mal Vorstand in einem Systemhaus mit genau diesen Fragestellungen. Das ist also die Projektausgangssituation.

Aus diesem Text soll ChatGPT-4 eine Projekt-Charter, eine Stakeholder-Analyse und eine Risiko-Betrachtung erstellen. Wie das genau gemacht wurde und mit welchen Prompts ist in einem Video dokumentiert. Das ist alles noch nicht Mark Knopfler, noch lange nicht. Eher „Hänschen klein, ging allein…“. Aber irgendwo müssen wir ja mal anfangen.

Selber denken

Lesen Sie doch vor Betrachtung des Videos die Skizze ganz unten in Ruhe durch. Sie können für sich schon mal sondieren: Was sind aus Ihrer Sicht die Projektziele? Was die Liefergegenstände? Rahmenbedingungen? Stakeholder? Risiken? Das alles aus dem Blickwinkel der Hans Dampf Software AG, nicht aus Sicht des Kunden.

Ich kann so viel versprechen: Die KI generiert ein paar Überraschungen, ist ja schließlich auch eine generative KI und natürlich gibt es im Video eine Betrachtung der Ergebnisse, die an dieser Stelle aber nicht gespoilert werden sollen.

Aber eines ist inzwischen klar: Dieser kleine Selbstversuch ist noch nicht einmal das Eiskristall auf der Spitze eines Eisbergs. Die Tragweite glaube ich inzwischen erahnen zu können. Nein. Ich erahne nur, dass ich die Tragweite erahnen könnte.


So, nachfolgend die Projektskizze, die ein fiktives Projekt beschreibt, einfach so ins Off fabuliert und so als Worddokument im Film hochgeladen wurde

Projektskizze Einführung von SNV bei der Fa. Fritz Fischer

Es geht um ein Einführungsprojekt unserer Standardsoftware bei einem Kunden. Wir sind die Hans-Dampf Software AG (HDS) aus Augsburg und werden unsere ERP Lösung namens „Schritt-nach-vorn (SNV)“ bei der Fritz Fischer Fischereibetriebe GmbH (FFF) in Husum installieren. Der Vertrag ist bereits unterzeichnet. FFF wird 20 Lizenzen einsetzen. Wir planen, in einem halben Jahr produktiv zu sein, aber allerspätestens zum 01.07. nächsten Jahres muss alles problemlos laufen. Das sind ab heute noch 8 Monate.

Die jetzige Lösung von der Firma „Oft Probleme Software GmbH“ (OPS) wurde bereits gekündigt. Die Firma OPS hat fast alle führenden Köpfe verloren und der Service von OPS ist inzwischen katastrophal. Es gibt kaum noch Fehlerbehebungen oder Support. Das OPS-System war fast 10 Jahre bei FFF im Einsatz, und im Großen und Ganzen waren in dieser Zeit alle damit zufrieden. Doch aus der Corona-Delle kam OPS nicht wirklich raus. Wir brauchen OPS aber noch wegen der Datenmigration und Klärung der Schnittstellen, da das OPS System eine Individuallösung ist und der umfangreiche Datenbestand keinesfalls händisch erfasst werden kann. Immerhin hat FFF fast 500.000 Kunden und tausende von Artikelvarianten. Dummerweise haben wir die Datenübernahme im Vertrag mit FFF garantiert, da hatte der Geschäftsführer – Herr Dr. Fischer – von FFF drauf bestanden.

Unser Projektleiter wird Hardy Weisser sein. Ein alter Hase, Ur-Augsburger und schon langjährig im Geschäft. Kennt unsere Software aus dem Effeff. Leider haben auch wir Personalprobleme, weil unser Vertrieb so gut läuft und wir viel zu viele neue Abschlüsse generiert haben. Wir rechnen mit circa 40 Personentagen Aufwand für die Installation, Migration und auch Schulung. 50 Tage wurden beauftragt, so haben wir 10 Tage Puffer. Aber statt des ursprünglich angedachten Teams aus insgesamt drei Personen müssen wir das Projekt mit drei ganz frisch eingestellten neuen Mitarbeitern stemmen, also ist das Team nun insgesamt vier Leute groß. Keiner von den drei Neuen kennt aber das SNV-System. Also alles Anfänger außer Hardy, der das hoffentlich kompensieren kann.

Zum Umfang gehört auch die Prüfung der Hardware. Neue Hardware – falls erforderlich – wird von FFF beschafft und ist nicht Teil des Vertrags. Außerdem gehört zum Umfang eben die Datenmigration, der Nachbau von 10 ganz besonders wichtigen Reports, die FFF genauso wieder haben will und eine 5tägige Schulung von Keyusern, die dann die Anwenderschulung bei sich selbst übernehmen.

Das ganze Projekt ist ein Werkvertrag nach 631 BGB. Das heißt aber auch, dass wir richtig Probleme bekommen, wenn wir den Termin 01.07. nicht halten können. Im Vertrag wurden 20.000 € Vertragsstrafe pro Monat vereinbart, ohne zeitliche Begrenzung.

Das Projekt hat einen Wert von 200.000 € Lizenzumsatz und 75.000 € Professional Service, das sind diese 50 Personentage. Wir werden kaum Gelegenheit haben, noch irgendwelche Changes durchzubekommen, das hat die Geschäftsleitung von FFF gleich klar gemacht.

Unsere Firma hat auch keine Niederlassungen im Bundesgebiet, alles wird von Augsburg aus organisiert.

„Der Fisch ist geputzt“, sagte deren Geschäftsführer Dr. Fischer denn auch bei der Vertragsunterzeichnung.

Letzte Aktualisierung: 23. Dezember 2023 / Copyright Gita GmbH / WTIN: M1112

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